Petr Stoljarski war Pädagoge nicht nur von Beruf, sondern von Berufung. Sein unermüdlicher Einsatz für die musikalische Ausbildung der Kinder und die Liebe zu Kindern ist beispiellos.
Jacques Thibaud sagte einst: „Seine Pädagogik ist das, auf was die ganze Welt der Künste stolz sein darf“. Stoljarski ist eine Legende der Kinderpädagogik. Stoljarski besass die Fähigkeit, Kinder in Künstler zu verwandeln, so wie der König Midas alles in Gold verwandeln konnte – durch blosse Handberührung. Er konnte die Seele des Kindes wie keiner anderer verstehen, sie auf die Geige einstimmen und Kinder zum Gipfel der Vollkommenheit auf der Violine führen. Er kannte nicht nur die musischen Fähigkeiten seiner einzelnen Schüler, sondern auch ihren Charakter, Neigungen und Hobbys. Die Odessauer Mütter eilten begeistert zum Wunder-Pädagogen und sagten dabei, sie wollen das Kind „zu Oistrakh schulen“. Und nach dem Vorspielen hörten sie Atem anhaltend das Urteil von Stoljarski – „ihr Kind ist ein gewöhnliches Wunderkind“.
Eine Besonderheit der Stoljarski’s Violinenschule bestand darin, dass er die Kinder von den ersten musischen Schritten an zu vielseitig gebildeten und künftig grossen Musikern erzog. Stoljarski lehrte die Kinder solche Werte wie hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen, sowie Liebe und Respekt vor der Arbeit. „Kinder, ihr müsst jeden Tag üben! Das was ihr an einem Tag nicht lernt, holt ihr an zwei Tagen nicht nach“, predigte Stoljarski. Stoljarski bestand darauf, dass die Kinder so oft wie möglich vor Publikum auftraten. Es war seiner Meinung nach ausserordentlich wichtig, dass ein Kind keine Angst vor öffentlichen Auftritten hatte und diese liebte und dass es den Wunsch hegte, ein Künstler zu werden, dem der Saal seinen Applaus schenkt.
Ein echter Triumph war für Stoljarski der Izai Wettbewerb in Brussel in 1937. Der Gewinner des Wettbewerbs wurde damals sein Schüler David Oistrakh; Elizaveta Gilels, Boris Goldstein und Mikhail Fichtenholz wurden die Preisträger des Wettbewerbs. Stoljarski selber äusserte sich über seine Arbeit bescheiden. Er sagte lediglich, dass er Kinder zur musikalischen Erziehung übernehme und fügte dabei stets den folgenden Satz hinzu: „Ein guter Stoff braucht einen guten Schneider“.