Leopold von Auer leistete einen enormen Beitrag für die Entwicklung der russischen Geigenkunst.

Es beeindruckt dabei nicht nur das meisterhafte Niveau und die Anzahl der Talente unter seinen Schülern (u.a. Mischa Elman und Efrem Zimbalist, und danachJascha Heifetz, Miron Poliakin, Toscha Seidel, Jury Eidlin sowie Lev Zeitlin), sondern auch deren Vielfalt. Auer konnte unglaubliche Erfolge bezüglich der Individualität seiner Schüler erreichen. Jeder durch ihn ausgebildete Künstler ist einzigartig. Das Geheimnis seiner pädagogischen Methode basierte auf der individuellen Betrachtung und Herangehensweise an jeden Schüler.

„Aber die Wahrheit ist, dass ich über keine Methode verfüge, insofern als die natürlichen Gesetze der Entwicklung, die auf natürlichen Prinzipien basieren, nicht als eine Methode bezeichnet werden können. Auf diese Weise verbirgt sich hinter meinem Unterricht kein Geheimnis. Die Grundmaxime, welcher ich grosse Beachtung in meiner pädagogischen Tätigkeit schenke, besteht schlicht darin, dass ich auf keinen Fall die Individualität meiner untereinander grundsätzlich verschiedenen Schüler untergraben darf.

Jeder Schüler verfügt über seine eigenen bestimmten Fähigkeiten und Eigenschaften, welche auf den Klang und die Interpretation einen Einfluss haben. Ich habe immer jeden einzelnen Schüler analysiert und jeden einzelnen Schüler anders unterrichtet. Und immer wieder ermutigte ich meine Schüler, sich frei in Bezug auf die Inspiration und Ideale zu entwickeln, so lange das meinen ästhetischen und künstlerischen Prinzipien nicht widersprach. Ich hatte immer das Ziel, meinen Schülern dabei zu helfen, das zu offenbaren und zu entwickeln, was in ihnen bereits von Natur aus angelegt war, anstatt sie zu zwingen ihre natürlichen Eigenschaften so zu ändern, damit diese mein Gefallen fänden. Ein weiteres und wichtiges Prinzip meiner Unterrichtstätigkeit, welches sehr effektiv ist und gute Resultate bringt, besteht darin, von jedem Schüler das maximal Mögliche abzuverlangen.“

Leopold von Auer